Montag, 28. März 2011

Brasilien: Arbeiter bei Kraftwerksbauten werden wie Sklaven behandelt

Von einer Sekunde auf die andere entdeckte Brasilien, dass beim Bau des Wasserkraftwerken Jirau, dem momentan größten Projekt des nationalen Konjunkturprogramms für Beschleunigung des Wachstums (PAC) 20.000 Arbeiter wie in einem Konzentrationslager in der Nähe von Porto Velho (RO) gehalten werden. Wegen inakzeptabler Zustände und miserabler Hungerlöhne legten sie Feuer. Die Proteste konnten erst durch das Eingreifen der Nationalen Sicherheitskräfte gestoppt werden.

In derselben Woche zeigte sich, dass in anderen Projekten des PAC die Arbeitsrechte genauso missachtet werden. Dies gilt für den Bau des Hafen-Komplexe von Suape (Pernambuco) und Pecém (Ceará) oder für die Wasserkraftwerke Santo Antônio (RO), wo die Arbeiter streiken, oder das Wasserkraftwerk São Domingos (Gemeinde Água Clara in Mato Grosso do Sul), wo die Arbeiter am 24.3. ihre Unterkünfte auch in Brand steckten.

In Brasilien streiken mindestens 82.000 Arbeiter aus Protest gegen das leichte und billige Geld der Entwicklungsbank BNDES. Ein Team der Bank besuchte Jirau 20 Tage vor dem Konflikt, konnte aber nichts Außergewöhnliches feststellen.

Hinzu kommt, dass die Gewerkschaften nicht entschieden zugunsten der Arbeiter auftreten. Sie sagen selber, für die Leitung dieser Massen nicht richtig vorbereitet zu sein - es fehlt eine von den Arbeitern akzeptierte Führerpersönlichkeit. Es kam außerdem zu einem Streit zwischen Sticcero von CUT und der rivalisierenden Sintrapav von der Força Sindical, wer "mehr zum Chaos in den Baustellen" beigetragen hätte.

Die Regierung ist über diese Situation sehr beunruhigt, sind doch an allen Betreiberkonsortien auch staatliche Gesellschaften beteiligt. "Auf den Baustellen der Projekte des PAC können nicht Zustände herrschen wie zur Sklaverei", sagte Ricardo Patah von der Arbeiterunion (UGT). "Die Arbeiter verlassen ihre Familien, um für den Fortschritt des Landes zu arbeiten. Sie dürfen nicht wie Sklaven behandelt werden".
Es wird befürchtet, dass vorgesehene Terminpläne nicht eingehalten und dass die Gesamtkosten der Projekte enorm steigen werden.

Am Freitag hatte das Arbeitsgericht von Porto Velho mit den streikenden Arbeitern im Kraftwerk Santo Antônio ein Übereinkommen zur Arbeitsaufnahme am Montag (28.3.) getroffen. Laut Estadão befolgen die Arbeiter die Anweisungen der Gewerkschaftsführer nicht und wollen die Arbeit so lange verweigern, bis auf ihre Forderungen tatsächlich eingegangen wird. Für Dienstag sind weitere Verhandlungenen zwischen Gewerkschaft und Baufirma anberaumt, wo es um die grundsätzlichen Unrechtmäßigkeiten bei PAC-Projekten gehen soll.

Die Bautätigkeiten am Wasserkraftwerk Jirau wurden aufgrund der Zerstörungen der Baustelle ausgesetzt. Die Betreiberfirma Camargo Corrêa will sie wieder fortsetzen, wenn die Sicherheit für die Baustelle gewährleistet ist. Ein Großteil der Arbeiter wurde nach Hause geschickt.

O Globo enthüllte unterdessen, dass die katastrophalen Arbeitsbedingungen bei Jirau und Santo Antonio im letzten Jahr 6 Todesopfer forderten, davon heuer zwei.

ReporterBrasil hat im Dezember vergangenen Jahres widerholt rechtswidrige und unmenschliche Praktiken bei der Anheuerung von Arbeitern aufgezeigt. Bereits im März 2009 hätte das zuständige Arbeitsministerium 38 Sklavenarbeiter in Santo Antonio befreit.


Folha, 27.3.2011
Caos de Jirau choca operários calejados em grandes obras

Globo-Blog, 27.3.2011
Jirau foi só o começo

Jornal do Brasil, 25.3.2011
Revolta de trabalhadores em obras do PAC preocupa Planalto
Na tarde de ontem (24) foi a vez dos trabalhadores da Usina de São Domingos, em Mato Grosso do Sul, se revoltarem. Houve tumulto entre os trabalhadores contratados para as obras da usina, no limite dos municípios de Água Clara e Ribas do Rio Pardo. Os seis pavilhões usados como alojamento foram incendiados.
"Não se pode ter nas obras do PAC condições análogas à escravidão", disse Ricardo Patah, presidente da União Geral dos Trabalhadores (UGT).

Rondoniaovivo, 27.3.2011
Seis mortes em menos de um ano nas usinas do Rio Madeira

Epoca, 27.3.2011
A usina que explodiu