Dienstag, 18. Juni 2013

Brasilien: Massendemos gegen Kosten der Fußball-WM

ORF.at, 18.6.2013
Proteste während Confederatinos Cups
Bei den größten Protestaktionen in Brasilien seit 20 Jahren sind in der Nacht auf Dienstag rund 200.000 Menschen durch die Straßen mehrerer großer Städte gezogen und haben ihrem Ärger über Korruption, Polizeigewalt und schlecht arbeitende Verwaltungen Luft gemacht. Die Sozialproteste während des Confederations Cups entzündeten sich ursprünglich an gestiegenen Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr - mittlerweile richtet sich der Zorn der Bevölkerung aber vor allem gegen die enormen Kosten von Sportgroßereignissen wie der Fußball-WM 2014.


Der Standard, 18. Juni 2013
Größte Proteste gegen soziale Missstände in Brasilien seit 20 Jahren
200.000 demonstrieren ein Jahr vor der Fußball-Weltmeisterschaft gegen die schwächelnde Wirtschaft und zunehmende Kriminalität

Allein in Rio beteiligten sich nach Medienberichten bis zu 100.000 Teilnehmer an einem Protestzug. Hunderte zum Teil vermummte Randalierer griffen das Regionalparlament in der Stadt am Zuckerhut an. Die steckten ein Auto in Brand, warfen Steine auf das Gebäude und rissen Absperrungen um.
Die Proteste begannen kurz vor Einbruch der Dunkelheit. In der Hauptstadt Brasília versammelten sich Tausende Demonstranten vor dem Nationalkongressgebäude, das durch die avantgardistische Architektur von Oscar Niemeyer weltbekannt ist. Hunderte junge Menschen drangen auf ein Zwischendach des Kongresses vor, wo Brasiliens Senat und das Abgeordnetenhaus ihren Sitz haben.
In São Paulo, der mit elf Millionen Einwohnern größten Stadt Brasiliens, zogen nach Schätzungen über 60.000 Demonstranten durch die Stadt. Die Polizei sprach von etwa 50.000 Teilnehmern. "Das Volk vereint regiert ohne Parteien", riefen dort die Demonstranten.

Auch in Porto Alegre, Belo Horizonte und Salvador gab es Aktionen mit Tausenden Teilnehmern. In Porto Alegre entfachten die Demonstranten Feuer auf der Straße, in São Paulo wurde eine Brücke besetzt, in Belo Horizonte setzte die Polizei Trängengas ein. Über Verletzte gab es keine Angaben.
Staatspräsidenten Dilma Rousseff äußerte in einer ersten Reaktion Verständnis für "friedliche Demonstrationen". Diese seien legitim und gehörten zur Demokratie.

Fotos auf Língua Ferina


ORF.at, 19.6.2013
Polizei zog sich in Rathaus zurück
Aus Protest gegen soziale Missstände und die hohen Kosten der Fußball-WM 2014 sind in Brasilien erneut Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen. In Sao Paulo demonstrierten am Dienstagabend (Ortszeit) rund 50.000 Menschen, einige von ihnen plünderten Geschäfte und richteten Sachschaden an.

ORF.at, 20.6.2013
Machtprobe Demonstranten vs. Regierung
Eine Kehrtwende haben die Behörden in Brasilien im Konflikt über Preiserhöhungen bei Bus, U-Bahn und Zügen vollzogen - doch die Massenproteste der Bevölkerung in Sao Paolo und Rio de Janeiro können dadurch offenbar nicht mehr gestoppt werden. Am Mittwoch gingen jedenfalls wieder Tausende Menschen auf die Straße. Die Proteste richten sich nicht nur gegen die Preiserhöhungen, sondern vor allem gegen die grassierende Korruption und Geldverschwendung im Vorfeld der Fußball-WM, die 2014 in Brasilien stattfindet.

ORF.at, 21.6.2013
Verletzte und Verhaftungen
Die Proteste in Brasilien weiten sich aus. Schätzungsweise eine Million Menschen gingen in der Nacht auf Freitag in etwa 100 Städten des südamerikanischen Landes auf die Straße. Die Demonstranten forderten ein besseres Gesundheits- und Bildungssystem und ein Ende der Korruption. Vielfach endeten die Demonstrationen in Gewalt. Ein Mensch kam ums Leben, vermutlich Hunderte wurden verletzt.